Verlässliches Zahlenmaterial über Syrien zu bekommen, ist derzeit unmöglich. Vor dem Krieg hatte Syrien rund 21 Millionen Einwohner. Mindesten 5,5 Millionen davon flohen ins Ausland. Mehr als 6 Millionen wurden zu Flüchtlingen im eigenen Land. Inzwischen kommen auch wieder Flüchtlinge in befriedete Gebiete zurück. Dafür fliehen immer noch abertausende Menschen aus jenen Gebieten, um die noch gekämpft wird. (Stand August 2018) Wie viele Menschen leben derzeit in Syrien? Niemand weiß es.
Vor dem Krieg war Syrien ein Land, in dem viele Völker und Religionen ihren Platz hatten. (76% Sunniten, 12 % Alawiten, 7% Christen, 3 % Schiiten sowie Drusen, Jesiden, Juden, …). Die Christen genossen und genießen in religiösen Angelegenheiten völlige Freiheit. Das lag und liegt auch daran, dass das Regime von Präsident Baschar al-Assad, das sich auf die religiöse Gruppe der Alawiten stützt, in den Christen natürliche „Verbündete“ gegen die sunnitische Mehrheit sieht.
Wie viele Christen sind noch in Syrien verblieben? Auch das weiß niemand genau. Ein Beispiel: In der Millionenstadt Aleppo lebten vor dem Krieg 120.000 Christen. Nun sind es zwischen 30.000 und 50.000. Freilich gingen nicht alle Flüchtlinge ins Ausland, manche fanden auch in anderen Teilen des Landes Unterschlupf. In und um die Stadt Homs, die ebenfalls heftig umkämpft war, soll es noch bis zu 70.000 Christen geben.
Vor dem Krieg sollen noch bis zu 1,5 Millionen Christen in Syrien gelebt haben. Optimisten schätzen, dass es jetzt noch 500.000 Christen gibt, es könnten aber auch nur mehr 300.000 sein. 400 christliche Pfarren existieren noch landesweit. Und es gibt zumindest einige wenige christliche Flüchtlinge, die zurückkommen.
In keinem anderen Land lebten (und leben) so viele christliche einheimische Kirchen friedlich neben- und miteinander: Vertreten sind die Griechisch-orthodoxe (47%), Armenisch-apostolische (15%), Griechisch-katholische (Melkitisch) (15%) und Syrisch-orthodoxe Kirche (14%); weiters die Syrisch-katholische und Armenisch-katholische Kirche, Maroniten, Assyrer und Chaldäer sowie einige wenige „römische“ Katholiken und Protestanten.
Fast alle dieser Kirchen sind etwa in der Innenstadt von Damaskus mit eigenen Kirchen präsent. Die Christen konzentrieren sich auf die Städte Damaskus, Homs, Aleppo und Umgebung, die Mittelmeer- und Bergregion aber auch den Nordosten des Landes (Kamishli, Hassaka und Chaburtal).
Für die Christen in Syrien gibt es zur derzeitigen Assad-Regierung keine Alternative. Unter der Herrschaft der islamistischen „Rebellen“ (gemäßigt Rebellen gibt es nicht mehr), gäbe es für die Christen jedenfalls keine Zukunft im Land. Und so verwundert es nicht, wenn der syrisch-orthodoxe Patriarch Mor Ignatius Aphrem II. sagt: "Wir werden in Syrien bleiben, wir werden Syrien verteidigen und wir werden die Terroristen besiegen.“