Von den knapp 39 Millionen Einwohner des Irak sind mindestens 98 Prozent Muslime. Rund zwei Drittel davon sind Schiiten, ein Drittel Sunniten. Vor 2003 soll es im Land noch eine Million Christen gegeben haben. Diese Zahl ist seither – verursacht durch zahlreiche Gewaltwellen und die allgemeine schlechte Lage – dramatisch zurückgegangen. Die Schätzungen, wie viele Christen es noch im Land gibt, bewegen sich zwischen 200.000 und 300.000. Die Christen konzentrieren sich auf die irakische Hauptstadt Bagdad und den Norden des Landes.
Schon in den Jahren nach 2003 nahm der islamistische Fundamentalismus im Irak massiv zu, dazu kam der blutige Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten. Christen wurden teils gezielt Opfer von Terroristen, teils wurden sie schlicht zwischen den Fronten der beiden muslimischen Strömungen aufgerieben. Hunderttausende verließen das Land. Viele fanden auch in den sicheren Kurdengebieten im Norden des Landes Zuflucht.
Mit dem Aufkommen des IS ab 2014 wurden wieder hunderttausend Christen (und andere religiöse bzw. ethnische Minderheiten) aus ihren Städten und Dörfern vertrieben. Der IS wurde zwar 2017 weitgehend militärisch besiegt, doch nur ein Teil der geflohenen Christen ist wieder in die angestammte Heimat (vor allem in der nordirakischen Ninive-Ebene) zurückgekehrt.
Die bedeutendste Kirche im Land ist die Chaldäisch-katholische (67%). Weitere einheimische Kirche sind die Kirche des Ostens (20%), die Syrisch-orthodoxe und Syrisch-katholische Kirche (zusammen 10%), sowie die Armenisch-apostolische und Armenisch-katholische. Dazu kommen noch einige wenige Gläubige anderer Kirchen, etwa der Römisch-katholischen oder auch von Kirchen der reformatorischen Tradition.
Die religiöse Vielfalt im Irak ist groß, denn neben den Christen gibt es noch weitere religiöse Minderheiten im Land: Jesiden, Schabak, Mandäer, Kakai und Zoroastrier. Die irakische Verfassung garantiert Religionsfreiheit. Andererseits ist genauso festgeschrieben, dass kein Gesetz dem Islam widersprechen darf. Das führt in der Praxis immer wieder zu Problemen und Diskriminierung der Minderheiten.
Für den chaldäischen Patriarchen Louis Raphael Sako I. hängt die Zukunft des Irak davon ab, ob es gelingt, einen Bewusstseinswandel herbeizuführen, wonach nicht mehr religiös-ethnische Zugehörigkeiten im Land dominieren, sondern alle Iraker als gleichberechtigte Bürger ihres Landes gelten. Dazu braucht es auch eine Änderung der Verfassung und neue politische Spielregeln.